Verlag Stefan Glücklich
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Häufig gestellte Fragen
Was bedeutet „Die Eins“?
Die „Eins“ bezieht sich auf die „westliche“ Musiktheorie. Jeder rhythmisch gespielten Musik liegt ein gleichmäßiger Puls zugrunde. Dieser Puls hat dann noch einen wiederkehrenden Schwerpunkt (lauter), der sich zum Beispiel alle 4 Schläge wiederholt. Diese werden dann nummeriert und der erste (Schwerpunkt-)-Schlag wird als „Eins“ bezeichnet. In der Notenschrift bezeichnet man die erste Note in einem Takt als „Eins“. Ein afrikanisches Trommelpattern hat nun zum Beispiel 16 Ereignisse (Hörbare Schläge und Pausen) Oft ist es so, dass so ein Pattern nicht mit dem Schwerpunkt anfängt und dass man es auf verschiedene Weise hören kann. Dann taucht die Frage nach der „Eins“ auf. In der traditionellen afrikanischen Musik werden die Noten nicht gezählt. Ein afrikanischer Trommellehrer, der noch nicht mit dem westlichen Konzept in Berührung gekommen ist, wird die Frage nach der „Eins“ nicht beantworten können. Man wird dann beobachten müssen, wie die Leute zu dem Rhythmus tanzen oder wie sich der Rhythmus zu einem Glockenrhythmus verhält, der oft die Trommelgruppe zusammenhält. Auch kann man schauen, wie das Pattern nach einem Startsignal angespielt wird. Der Trommelrhythmus mit den 16 Ereignissen kann übrigens in der westlichen Notation verschieden dargestellt werden, je nachdem, ob der zugrunde liegende Puls als Viertel, oder als Halbe Noten gedacht werden. Dann werden die 16 Ereignisse in einem, oder aber auch in 2 Takten geschrieben. In letzterem Fall hätte das Pattern 2 „Einsen“. Musikethnologen benutzen oft den Begriff „Formzahl“, in diesem Fall wäre sie 16.
Wieso sitzt der Taktstrich vor der ersten Note? Kommt er zeitlich früher?
Oft wird von Perkussionisten ein vereinfachtes Notensystem benutzt, bei dem die Schlagsymbole auf ein gleichmäßiges Notenraster aufgetragen werden, so dass man die zeitliche Abfolge optisch gut erfassen kann. Das Notenraster ist dann, je nach Art des Rhythmus in Dreier- oder Vierergruppen gegliedert. In Anlehnung an das traditionelle Notensystem und, um den Anfang zu kennzeichnen, werden dabei auch Taktstriche benutzt, die zwischen das Notenraster gesetzt werden. Diese haben jedoch nur eine symbolische Bedeutung und sind nicht zeitlich einzuordnen. Genauso so gut könnte man sie auch weglassen und die erste Note („Die „Eins“) in Rot darstellen:
Soll man lernen, beim Spielen den Puls mit dem Fuß zu tippen?
Ich finde es nützlich. Man lernt, den Rhythmus auf den Puls zu beziehen und fühlt den Beat besser. Meist ist es sinnvoll, die Bewegung des Fußes mit einer Rassel oder gar einer Fußmaschine (vom Schlagzeug) hörbar zu machen. So hört man, ob man wirklich gleichmäßig arbeitet. Ich habe mir angewöhnt, abwechselnd Fußspitze und Ferse aufzusetzen. Das ist weniger ermüdend. Außerdem sollte der Fuß zwischen den Schlägen (Offbeat) nicht in der Luft gehalten werden, das strengt an. Vielmehr geht der Fuß erst kurz vor dem Schlag hoch und hat dadurch mehr Zeit auszuruhen. Wenn man es gut beherrscht, kann man es auch bei Auftritten nutzen, um den Sound mit Rasselklängen oder einer HiHat zu bereichern. Es gibt von Latin Percussion eine Rassel (Shekere), die man statt der HiHat-Becken benutzen kann.
Was passt besser in eine „normale“ Band, Conga oder Djembé?
In einer „normalen“ Band (Rock, Pop, Funk, erst recht Latin) haben sich Congas etabliert. Am meisten wird dabei ein Pattern ähnlich dem Tumbao, gespielt, dessen prägnanteste Töne 2 Schläge vor der „Eins“ liegen. Die Conga klingt ja insgesamt nicht so scharf wie die Djembé und fügt sich im Allgemeinen besser in das Klangbild einer Band ein. Djembés passen eher zu experimenteller Musik oder aber für ein Solo. Als Perkussionist in einer Band sollte man sich auch mit Kleinperkussion (Rasseln, Klangeffekten, Triangle, Bar-Chimes, Tambourin etc) vertraut machen, denn das passt eventuell für manche Stücke besser als Handtrommeln oder ergänzt diese.
Dürfen Weiße Trommeln?
Ein Konzert der Gruppe „Lauwarm“ wurde 2022 vom Schweizer Veranstalter abgebrochen, weil zwei weiße Mitglieder der Band afrikanische Kleidung und Rastalocken trugen. Menschen aus dem Publikum hätten ihr „Unwohlsein“ geäußert. Ein Konzert des Wiener Musikers Mario Parizek ebenfalls in der Schweiz wurde kurzfristig abgesagt, weil er als Weißer Rastalocken trägt. Auch ein Auftritt von Ronja Maltzahn bei einer Fridays-for-Future-Demo in Hannover wurde aus dem gleichen Grund abgesagt. * * * Johnny Clegg wurde „Weißer Zulu“ genannt und gilt als herausragender Musiker Südafrikas. In frühen Jahren lernte Clegg in den Townships von Soweto den Zulu Mntonanazo Mzila kennen, der ihn mit ritueller Musik und Tänzen vertraut machte. Später spielte er in der ersten „gemischtrassigen“ Popgruppe Südafrikas, die sich Juluka nannte und westlichen Pop und die Musik der Zulus zusammen brachte. Da unter der Apartheid gemischtrassige Auftritte verboten waren, spielte die Gruppe nur bei privaten Veranstaltungen, immer bedroht von der Sicherheitspolizei. * * * Was heute als „Kulturelle Aneignung“ gebrandmarkt wird, war immer eine wunderbare Quelle musikalischer Entwicklung. Aus der Vermischung von schwarzer Rhythmik und weißer ausgeprägter Harmonik entstand der Jazz. Samba entstand aus einer Fusion des portugiesischen Fado, populärer europäischer Tanzmusik mit afrobrasilianischer Musik. * * * Trommelmusik war auch in Europa verbreitet, wurde aber vom Christentum verboten und verfolgt. Männer wurden bezichtigt, bei Hexensabbaten getrommelt zu haben. Wenige Überbleibsel europäischer Trommelmusik sind erhalten, wie z.B. die Guggenmusik der Luzerner Fastnacht. Später wurde Trommeln beim Militär eingeführt, um dem angsteinflößenden Trommeln türkischer Eroberungsarmeen etwas entgegen zu setzen. * * * Dürfen schwarze Pianisten Werke von Bach spielen oder ist das kulturelle Aneignung? 😉
Trommeln und Gesang?
Irgendwann in einer Trommlerkarriere kommt der Punkt, wo man merkt, dass zum Trommeln eigentlich Gesang gehört.
Nehmen wir eine reine Perkussion-Band. Immer dasselbe Pattern zu trommeln, mag eventuell trancig kommen, vielleicht ist es aber auch nur langweilig. Also müssen Soli her. Aber man kann nicht die ganze Zeit solieren. Es fehlt ein Kontrapunkt, etwas, was die Musik wieder auf die Füsse stellt. Das ist Gesang. Und das ist wohl auch beim ethnischen Trommeln meist der Fall.
Und dann kommt die Erkenntnis, dass man vielleicht etliche Jahre Trommelunterricht genommen hat, inzwischen ein passabler Trommler ist, aber die Stimme hat sich nicht in der selben Weise entwickelt. Wer nicht ein Naturtalent als Sänger ist, dem empfehle ich: Gesangsunterricht.
Und natürlich ist eine gute Stimme auch jenseits reiner Perkussion-Bands gern gesehen bzw gehört.